Corine Defrance (Directrice de recherche, CNRS, SIRICE) stellt Françoise Frenkel vor – eine fast vergessene polnisch-jüdische Frau. 1921 gründete Françoise Frenkel, eine junge Frau mit einer Leidenschaft für die französische Sprache und Kultur, die erste französische Buchhandlung in Berlin, ‚La Maison du Livre‘. ‚Rien où poser sa tête‘ (‚Nichts, um sein Haupt zu betten‘) erzählt von ihrem Lebensweg: 1939 musste sie aus Deutschland fliehen, wo es unmöglich war, französische Bücher zu vertreiben, und reiste nach Frankreich, wo sie Zuflucht zu finden hoffte. In Wirklichkeit erwartete sie ein Leben auf der Flucht, bis es ihr 1943 gelang, illegal die Schweizer Grenze zu überqueren. Ihr Bericht, den sie sofort verfasst, zeichnet ein eindrucksvolles Bild von Frankreich in den frühen 1940er Jahren. Von Paris bis Nizza erlebt Frenkel die Gewalt der Razzien und ist aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ständig bedroht. Mal denunziert, mal gerettet, inhaftiert und wieder freigelassen, lernt sie durch den Krieg gespaltene Franzosen kennen, deren Alltag sie objektiv schildert. 2018 besuchte Corine Defrance das CCFA, um über die Berliner Jahre und die Flucht von Françoise Frenkel zu berichten. Dieser zweite Vortrag wird sich den Jahren widmen, die Frenkel in Nizza verbrachte. Am 6. Oktober 2022 erschien Corine Defrance‘ Buch ‚Françoise Frenkel, portrait d’une inconnue‘ (Gallimard).